Katzen können im zunehmenden Alter an chronischen Nierenproblematiken leiden. Dabei sind die Nieren in ihrer Funktion eingeschränkt. Funktionen der Niere sind das Ausscheiden von harnpflichtigen Substanzen, die Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushalts und Regulation des Blutdruckes. Von einem chronischen Nierenleiden spricht man, wenn die Erkrankung schon länger als drei Monate besteht. Der Funktionsverlust ist nicht mehr reversibel.
Die zugrunde liegende Ursache lässt sich in den meisten Fällen nicht mehr nachvollziehen. Mögliche zu diskutierende Auslöser sind chronische Entzündungen durch z.B. Bakterien/Viren bzw. abgeschwemmte Bestandteile, Medikamente oder Chemikalien. Aber auch fortschreitende angeborene Nierenerkrankungen oder Tumore sind möglich. Häufig schreitet die Krankheit fort, d.h., dass immer mehr funktionelles Nierengewebe untergeht. Wie schnell und wie weit dies geschieht, ist sehr individuell und kann bis hin zu „Schrumpfnieren“ führen.
Da bei der Katze mehr als 2/3 des Nierengewebes untergehen muss, damit die Nieren in ihrer Funktion eingeschränkt ist, bleiben die Tiere häufig über einen langen Zeitraum ohne erkennbare Symptome. Mit der Zeit können Anzeichen wie vermehrtes Trinken oder Urinabsetzen, Gewichtsverlust, struppiges Fell oder verminderter Appetit auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium reichern sich harnpflichtige Substanzen im Blut an, was zu gänzlicher Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Durchfall führen kann. Da die Niere eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutdruckes spielt, kann es zu einem Bluthochdruck und damit einhergehend zur Schädigung von weiteren Organen, wie z.B. den Augen (Blindheit) kommen.
Anhand verschiedener Faktoren lässt sich die Erkrankung in vier Stadien einteilen (IRIS-Klassifikation). Dies erfolgt v.a. anhand der Kreatininkonzentration im Blut. Je weiter fortgeschritten die CNI ist, desto höher ist das Plasma-Kreatinin bzw. desto höher ist das IRIS-Stadium. Eine Subunterteilung erfolgt anhand von Blutdruck und Proteinverlust über den Urin.
Besteht der Verdacht auf eine Nierenproblematik (z.B. vermehrtes Trinken), ist der erste Schritt meist eine Blutuntersuchung. Am besten erfolgt die Blutabnahme nüchtern, damit die Nierenwerte nicht verfälscht werden und das Blut gut verarbeitet werden kann. Es bietet sich daher z.B. eine Blutentnahme am Morgen an. Am Mittag stehen uns dann die Werte schon zur Verfügung. Häufig wird eine CNI diagnostiziert, ohne dass eine Katze zuvor Symptome wie vermehrtes Trinken oder Urin absetzen gezeigt hat. Wir empfehlen daher regelmäßige „Seniorenchecks“ inkl. Blutabnahme ab einem Alter von ca. sieben Jahren.
Je nach Befund sind weitere Tests wie eine Urinuntersuchung oder Ultraschall nötig, um eine CNI z.B. von einer akuten Entzündung oder Nierensteinen zu unterscheiden. Die Therapie und Prognose unterscheidet sich entsprechend.
Untergegangenes Nierengewebe kann nicht wiederhergestellt werden. Die Therapie soll das verbliebene gesunde Nierengewebe unterstützen und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Ein Eckpfeiler ist dabei die Ernährung. Nierendiäten (Nass und Trockenfutter) haben einen reduzierten Protein und Phosphatgehalt. Manchmal ist sogar ein zusätzlicher Phosphatbinder in der Nahrung nötig. Wichtig ist immer, dass Ihrer Katze jederzeit Wasser zur Verfügung steht! Sie soll zum Trinken animiert werden, z.B. über einen Zimmerbrunnen. Je nach IRIS-(Sub)Stadium ist ein Einsatz von Medikamenten indiziert, die den Proteinverlust vermindern und den Blutdruck regulieren sollen. Manchmal müssen auch Begleiterscheinung wie Magendarmproblematiken oder Blutarmut behandelt werden. Regelmäßige Blutkontrollen sind wichtig, um zu schauen, ob Ihre Katze medikamentell gut eingestellt ist und wie schnell die Erkrankung fortschreitet. Die Diagnose CNI ist nicht immer gleich ein Todesurteil. Je nach Stadium und medikamenteller Einstellung, kann Ihre Katze noch einige Jahre mit guter Lebensqualität leben.